Christiane Rösinger
Zelt
Die neuen Leiden des Hipster-Prekariats
„Liebe wird oft über bewertet“, sang Christiane Rösinger in den 1990er Jahren als Sängerin und Texterin der Lassie Singers. Denn schließlich sei Liebe „nur ein Teilaspekt des Lebens“. Überhaupt schwebt über dem gesamten Schaffen der Musikerin, Autorin und Kuratorin der Berliner „Flittchenbar“-Galas die These: „Es gibt mehr als die romantische Zweierbeziehung – viel mehr.“ Als Kolumnistin schreibt Rösinger für verschiedene Zeitungen und Magazine, wie Taz, Tagesspiegel oder FAZ, und veröffentlicht Bücher. Darunter „Berlin-Baku“, welches davon erzählt, wie Rösinger „einer kleinen Idee“ folgend mit dem Auto nach Aserbaidschan reiste. Seit 2008 berichtet sie außerdem im österreichischen Radiosender fm4 „aus dem Leben der Lo-fi-Boheme“.
Musikalisch beschreitet die Berlinerin seit einigen Jahren Solopfade. Ihr Debütalbum „Songs Of L. And Hate“ erschien 2010. Der Nachfolger „Lieder ohne Leiden“ wird im Februar 2017 veröffentlicht. Eigentlich schließen sich Begriffe wie Liebe und Leiden im Kosmos von Christiane Rösinger ja aus, werden dafür aber mit schönster Lakonie vorgetragen – unter anderem im Song „Eigentumswohnung“. Die neue Hymne der von Gentrifizierung bedrohten Kiezbewohner beschreibt das Phänomen, wenn statt Immobilienmakler plötzlich einstige Weggefährten auf der Suche nach Wohneigentum vor der Tür stehen. Umso farbenfroher und bunter ist der musikalische Klangteppich à la Shangri-Las oder Burt Bacharach, auf dem Christiane Rösinger wandelt – und auf dem auch wir bald wandeln wollen, mit Blick auf das Wattenmeer …