Joan As Police Woman

Soul mit Widerhaken

Ausgebildet als klassische Violinistin, hat die in Maine geborene Wahl-New Yorkerin erst angefangen zu singen, als sie sich mit der Gitarre beschäftigte. „Die Violine funktioniert schon selbst wie eine Stimme“, sagt Joan, deren Künstlername auf die Protagonistin der 70er Jahre-Krimiserie "Police Woman" zurückgeht. Mittlerweile hat Joan unter diesem Namen ihr fünftes Solo-Album veröffentlicht. Der Weg dorthin führte über diverse musikalische Schlangenlinien – angefangen von besagter Karriere in der klassischen Musik, die sie Mitte der 1990er Jahre über Bord warf, um sich mitsamt Violine zunächst kratzigem Indie-Rock, dann herzzerreißendem Kammerpop zuzuwenden und schließlich bei dem lyrischen Soul-Pop ihres Solo-Projektes zu landen.

Dass sie ihr Songwriting mittlerweile perfektioniert hat, das gerade durch die „rhythmischen Widerhaken“ so einzigartig ist, ist in sämtlichen Kritiken Konsens. „Ich habe so viel experimentiert wie noch nie“, erklärte Joan dazu im Taz-Interview. Herausgekommen sind dabei elektronisch-melancholische Kunstwerke, deren reduzierter Klangkosmos bewusst viel Resonanzraum für ihre klaren Aussagen lässt. Beispielhaft dafür steht etwa der Song „Silence“, auf dem Joan einen Stimmen-Chor des Women‘s March in Washington samplet, und mit dem sie auch politisch Stellung bezieht: „It‘s the silence that dulls the knife“. Play it again, Joan!