Tocotronic
Bühne
Vierteljahrhundert-Werk
Im März diesen Jahres warf die mit den Klängen des Songs „Ich öffne mich“ unterlegte Anfangsszene des Bremer „Tatorts“ folgende Frage auf: Was macht eigentlich Tocotronic? Antwort: Seit eineinhalb Jahren hat sich die Band zwar von Bühnen ferngehalten, jedoch im Hintergrund an einem neuen Album gearbeitet, das sowohl an das Frühwerk anknüpft als auch neue Töne anschlägt. „Die Unendlichkeit“ ist eine Autobiographie in zwölf Kapiteln, deren Songs den Bogen von der Kindheit über die Adoleszenz bis zur Gegenwart schlagen. Ein Konzeptalbum – das ist etwas völlig neues für die Band und dennoch folgerichtig, weil nicht nur Quer-, sondern auch Umdenken ein wichtiger Bestandteil des Tocotronic-Selbstverständnisses ist. Schon vor einigen Jahren erläuterte Sänger Dirk von Lowtzow im Interview: „Niemand kann von uns verlangen, dass wir auf Knopfdruck immer die gleichen Protestsongs aus dem Ärmel schütteln.“ Seit Mitte der 90er Jahre gelten Tocotronic als eine der wichtigsten Bands Deutschlands. Sie gehören zur Pioniergeneration der Hamburger Schule, ihre Songtexte wohl zu den meist zitiertesten Band-Bonmots an Häuserwänden („Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ und „Pure Vernunft darf niemals siegen“) und nebenbei machten die Musiker die Trainingsjacke wieder salonfähig. Ihr Album-Debüt „Digital ist besser“ war ein Meilenstein im deutschsprachigen Indie-Pop. Der Titelsong ihres aktuellen Albums dagegen: ein Monolith, ein gewaltiges Werk – dunkel, rockend, mystisch und dennoch ganz gegenwärtig. Live spielen die alten und neuen Coverboys der Spex Lieblingssongs aus 25 Jahren. Es wird episch!