Albrecht Schrader

Fr 02.08.2019
Floß

Elegant Abtasten

„Herr Schrader, wie haben Sie das jetzt schon wieder gemacht?“, möchte man fragen, denn der ehemalige Blockflötenschüler und Johann Sebastian Bach-Fan scheint emsig damit beschäftigt, den seit dem Tod von James Brown vakanten Posten des „hardest working man in showbusiness“ neu besetzen zu wollen. Ganz klar: Das Leben von Albrecht Schrader dreht sich rundherum um Musik. Und tatsächlich ist der studierte Musikwissenschaftler und Komponist, den man tagsüber eher für einen gut informierten Buchhändler oder Philosophie-Leistungskurslehrer halten würde, ein Vollblutpianist und großartiger Entertainer, der sich im Scheinwerferlicht der Bühne in eine wahre Rampensau verwandelt.

Als versierter Wortspielkünstler verpackt Schrader dann Gentrifizierungskritik („Leben in der Großstadt findet nicht mehr groß statt“), deutsche Befindlichkeiten („fremde Wörter in der Sprache“) und gesellschaftliche Diskurse („der deutsche Beitrag zum ESC“) versatzstückartig in leichtfüßig-fluffige Popmusik. Stets wandelt er dabei stets elegant auf dem schmalen Grat der Ironie – ohne in den drohenden Abgrund der Parodie zu stürzen. Neben seinem Soloprojekt haut Schrader ebenso für diverse Kollegen in die Tasten, etwa beim letzten Album von Pete Doherty (!), das der Brite in Hamburg aufnahm, wenn zugegen. Das Fernsehpublikum kennt den Mann am Klavier vor allem als Teil des musikalischen Leitungsduos des Rundfunktanzorchesters Ehrenfeld, der Showband von Jan Böhmermanns Neo Magazin Royale. – Herr Schrader, es ist uns ein Fest!