Erdmöbel

So 04.08.2019
Zelt

Dada mit Musik

Die Herkunft des Begriffes „Erdmöbel“ ist nicht hundertprozentig verbürgt (angeblich die Bezeichnung für „Sarg“ im DDR-Sprech) – wer sich allerdings unter dieser Bezeichnung zu einer Band formiert hat, ist einschlägig nachvollziehbar: 1993 gegründet, entwickelt die zunächst in Münster ansässige Gruppe mit der üblichen Indie-Pop-Instrumentierung Songs zwischen Rock und Experiment. Charakteristisch sind schon damals die kryptischen Texte und Wortverschachtelungen, die Sänger Markus Berges teils in Gebrauchsanweisungen, Beilagenheftchen oder bereits bestehenden Songtexten findet, weiterverwertet und zu dadaistischen Kabinettstückchen ausgebaut. 2007 erscheint etwa eine Erdmöbel-Platte mit „No. 1. Hits“. Keine Huldigung an musikalische Vorbildern, sondern die Neuinterpretation einstiger Chartstürmer, denen mit unverwechselbarem Erdmöbel-Sound und schroffer Übersetzung gänzlich neuer Tiefgang abgerungen wird, ganz nach dem Motto: „Was geht, Muschikatz“?

Das dreizehnte und damit neuste Album der längst in Köln ansässigen Band heißt „Hinweise zum Gebrauch“ und enthält unter anderem den Song „Tutorial“ – einer detaillierten Anleitung, wie man sich selbst dazu bringen kann, echte Tränen zu vergießen. Freudentränen kommen dem einen oder der anderen sicherlich ganz von allein, wenn die Band ihren musikalisch sehr variablen Soundteppich am Strand von Dangast ausrollt und wir uns darauf niederlassen können, um den lyrischen Kleinoden zwischen Hörspiel, Songwriting und Popsong zu lauschen.