Hendrik Bolz
Zelt
Nullerjahre – Obwohl doch erklärtermaßen zusammenwachsen sollte, was zusammengehört, und das Land, in dem Henning Bolz aufwächst, längst nicht mehr „DDR“ heißt, hat die Welt in den Plattenbauten von Knieper West in Stralsund wenig mit dem zu tun, was im Westen der Republik als Normalität durchgeht. Doch das RTL-Nachmittagsprogramm im Hintergrund deutet darauf hin: Es sind dieselben Nullerjahre. Während in dem nordöstlichsten Winkel Deutschlands immer mehr Erwachsene die Suche nach einem Platz im neuen System aufgeben, nehmen Hendrik und seine Freunde die Herausforderung an: Sie finden Auswege aus der Langeweile und Fluchtwege, um keine Prügel zu kassieren.
Langsam zerfallen die Frontlinien der Baseballschlägerjahre, Turnschuhe treten an die Stelle der Springerstiefel und Aggro Berlin an die der Böhsen Onkelz – aber die Optionen bleiben die gleichen: Fressen oder Gefressenwerden. Nun gilt es, härter zu werden, um, wenn es drauf ankommt, dem anderen die Nase zu brechen. Und stumpfer, um dabei nicht zu zögern. Die Mittel finden sich – Kraftsport, Drogen, Rap. In seinem Buch erzählt Hendrik Bolz, die eine Hälfte des Rap-Duos Zugezogen Maskulin, eindringlich von einem Jahrzehnt im Osten Deutschlands.